Im Gespräch mit: Diana Heinrichs von Lindera

Wir stellen Ihnen regelmäßig unsere Mitglieder vor. Was treibt sie an? Warum machen sie bei Care for Innovation mit und was sind ihre Pläne für die Zukunft? Lesen Sie alle Antworten und mehr hier.

1. Zunächst die Frage: Bist du schon Mitglied bei Care for Innovation e. V.?

Seit Tag 1 bin ich mit meinem Health-Tech-Unternehmen Lindera Teil von Care for Innovation e. V.

Mit der Gründung des Zusammenschlusses im Jahr 2019 verfolgen wir das Ziel, innovative Unternehmen aus der Pflegebranche zu vernetzen. Uns alle eint eine gemeinsame Vision: Die Pflege in Deutschland mit digitalen und modernen Gesundheitslösungen für alle menschlicher zu machen – für Pflegebedürftige genauso wie für Pflegekräfte. In Deutschland haben wir sowohl die innovativen Köpfe und Ideen als auch die Technologien und Datenlage, um diese umzusetzen – um das nachhaltig zu erreichen, müssen wir uns zusammentun, austauschen und voneinander lernen. Mit Care for Innovation haben wir dafür eine Plattform geschaffen. Ich bin stolz darauf, Teil davon zu sein!

2. Erzähl uns kurz etwas über Deine Person.

Tief technische Fragestellungen, physikalische Zusammenhänge und mechanische Verfahren zur Mensch-Maschine Interaktion haben mich schon immer gereizt – sei es privat als auch während meines Linguistik-Studiums an der Schnittstelle zur Psychologie an den Universitäten Bonn, Florenz, Oxford und St. Gallen. Während der sechs Jahre bei Microsoft Deutschland habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie sich Technologien sinnvoll einsetzen lassen, um Generationen wieder näher zusammenzubringen.

Die Frage stellte ich mir zu dieser Zeit auch im Privaten: Als meine Oma trotz umfassender Betreuung immer häufiger stürzte, wurde mir klar, dass es kaum wirklich hilfreiche Anwendungen für die Sturzprävention gibt. Wie also können ältere Menschen und Patient*innen länger und selbstbestimmt leben? Wie kann die Datenwissenschaft Mediziner*innen, Patient*innen und Pflegekräfte unterstützen? Gemeinsam mit meinem Team entwickelte ich eine medizinische und softwarebasierte Lösung, die genau das ermöglicht: Die Grenzen der Mobilität verschieben, um Menschen jeden Tag ein Stück mobiler und glücklicher zu machen. Das Ergebnis ist die Lindera SturzApp, ein vielseitiges Deep Tech-Produkt mit einem einzigartigen Algorithmus, der uns alle Möglichkeiten in den verschiedensten Anwendungsfeldern von Pflege über Reha bis hin in die Orthopädie bietet. So verhindern wir Stürze, bevor sie passieren.

Damit Vordenker*innen wie die 38 Mitglieder von Care for Innovation wirklich etwas in unserem Gesundheitssystem verändern können, bedarf es einer gemeinsamen Stimme gegenüber den anderen Akteuren des Gesundheitssystems, der Politik und der Öffentlichkeit. Wir wollen die Fachkräfte mit auf die Reise ins digitale Zeitalter nehmen und den Pflegeberuf intelligent weiterentwickeln.

3. Warum machst Du bei CFI mit?

In den vergangenen Jahren ist mir klar geworden, dass mich in meinem Leben vor allem Menschen antreiben, die klar und passioniert auf ein größeres Ziel hinarbeiten: das Wohl von Pflegebedürftigen und Pflegekräften in unserem Gesundheitssystem. Eine dieser Personen ist Christoph Gukelberger, Gründer von BringLiesel. Als ich Ende 2018 mit ihm in Kreuzberg zusammensaß und er mir von seiner Idee erzählte, Pflegeteams gezielt bei der Beschaffung von Alltagsprodukten zu unterstützen, war ich direkt überzeugt: Das sind die innovativen Lösungen, die unsere Gesellschaft braucht.

Seit unserem Gespräch haben wir ihn seitens Lindera so gut wie möglich bei der Umsetzung seiner Idee unterstützt – mit großem Erfolg. Genau das ist es, warum Care for Innovation so wichtig ist – für Gründer*innen und für die Branche. 38 Vorausdenker*innen bringen mit ihren 55 Gesundheitslösungen und ihrem Netzwerk gemeinsam Innovationen in die Pflege – und das in zehn Ländern. Gemeinsam können wir etwas für unsere alternde Gesellschaft bewegen und mit unseren Ansprüchen an Evidenzen, Qualität und Datenschutz weltweite Standards setzen.

4. Was macht Dein Unternehmen? Welche Lösungen bietet Dein Unternehmen unseren Mitgliedern an?

Bei Lindera setzen wir jeden Tag alles daran, die Welt der Pflege ein Stückchen besser zu machen. Mit neuen Ideen, innovativen Technologien und viel Verständnis für alle Beteiligten. Dafür setzen wir auf starke Partner und Wegbegleiter wie Krankenkassen, Softwareanbieter, Pflegeinrichtungen, Pflegekräfte, Mediziner*innen, Datenwissenschaftler*innen und Patient*innen. Unser Ziel ist es, Menschen mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Das machen wir mit unserer KI-basierten Bewegungsanalyse, mit der wir gemäß Expertenstandard nicht nur Stürze vermeiden, sondern auch messbar das Sturzrisiko bei älteren Menschen senken. Die auf künstlicher Intelligenz basierende Lindera SturzApp ermittelt präzise das Sturzrisiko und schlägt individuelle und evidenzbasierte Maßnahmen zur Sturzprophylaxe vor.

Um Betroffenen künftig noch mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen und Krankheitssymptome besser erforschen zu können, bauen wir zudem gemeinsam mit unseren Partnern wie der KNAPPSCHAFT und IT-Partnern wie MediFox, Heimbas und DAN Software eine neue Datenbank auf, die auf Krankheitsbilder von Senior*innen spezialisiert ist. Unter Einhaltung der strengen Anforderungen an Datenschutz, Sicherheit und Compliance wird anhand der anonymisierten Daten älterer Menschen unser Algorithmus trainiert. So wollen wir multimorbiden Patient*innen ermöglichen, von technologischen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu profitieren.

5. Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?

Das sind ganz klar die Menschen – seien es Senior*innen, Pflegekräfte, Partner oder mein Team. Seit der Gründung von Lindera bin ich einer Vielzahl von engagierten und innovationsgetriebenen Menschen begegnet, die die Pflege voranbringen wollen. Eine dieser für mich besonderen Personen ist Daniela Thimm. Sie ist Leiterin für Soziale Betreuung und Ergotherapie in einer Einrichtung unseres Partners Korian in Berlin. Es ist für uns alle beeindruckend zu sehen, wie sie mit Elan und Zielstrebigkeit erst ihr eigenes Haus in Berlin-Rudow und nun die gesamte Korian-Gruppe mitgezogen hat – bis hin zur Zentrale in Paris. Sie kämpft unermüdlich dafür, dass sich das Bild der Pflege ändert und das Berufsbild der Pflegekraft modernisiert und weiterentwickelt.

6. Wenn Du eine Sache in der Pflege verändern dürftest: Was wäre das?

Offenheit gegenüber neuen Ideen, Innovationen und Technologien – das würde ich mir bereits heute flächendeckend in der Pflegebranche wünschen. Denn das würde bedeuten, dass wir noch mehr Betroffene schon heute von den Möglichkeiten digitaler Anwendungen profitieren könnten. So könnten bei noch mehr Menschen Veränderungen in der ihrer Schritthöhe objektiv festgestellt werden, obwohl sie für das menschliche Auge noch gar nicht sichtbar sind. Noch mehr Sturzgefährdete könnten von den individuellen, präventiven Maßnahmen zur Sturzprophylaxe profitieren, bevor es zu spät ist. Und letztlich könnten noch mehr Stürze verhindert werden.

Wir müssen uns bewusstwerden, welche Potenziale in digitalen Anwendungen liegen. Mit ihrer Hilfe sind wir in zehn Jahren hoffentlich so weit, dass wir Krankheiten besser verstehen und Betroffenen besser helfen können. Data Science wird ein wichtiger Baustein zur Lösung der drängenden Herausforderungen unserer Zeit sein – natürlich unter Berücksichtigung von geltenden Datenschutzanforderungen und ethischen Grundsätzen.

7. Welche war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?

Die Entscheidung jeden Tag weiterzumachen, nicht stehen zu bleiben, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Das gilt auch für harte Zeiten, in denen dir z.B. reihenweise renommierte Wissenschaftler*innen sagen, dass deine 3D-Technologie nicht funktionieren kann. Haben wir uns davon aufhalten lassen? Natürlich nicht. Wir haben weiter geforscht, noch härter gearbeitet. Und heute haben wir dank künstlicher Intelligenz einen neuen Mess-Standard etabliert, der alle anderen in den Schatten stellt.

8. Was wird Dein nächstes Projekt?

Die Herausforderungen in der Pflege sind dringlicher denn je. Die Coronapandemie stellt eine doppelte Gefahr für ältere Menschen dar – zum einen durch das Virus, zum anderen durch die eingeschränkte Mobilität. Sie erhöht die Gefahr, zu stürzen. Bei Lindera arbeiten wir daher stetig an neuen Produkten, die Menschen in ihrer Mobilität unterstützen: Mit unserem Algorithmus gehen wir konsequent den Weg hin zu einem Tech-Spezialisten für medizinisch validierte Bewegungsanalysen. Mit unseren Partnern wie DAN Software, MediFox und Heimbas haben wir uns in den letzten Monaten um die vertiefte Integration in die stationären Pflegeprozesse gekümmert. Unsere KI ist so vielseitig wie ein „Schweizer Taschenmesser“ und öffnet auch für Mediziner*innen und Therapeut*innen neue Möglichkeiten. Um Therapieverläufe mithilfe digitaler Mittel zu bewerten und zu optimieren, entwickeln wir derzeit eine weitere App. Zudem werden wir unsere technische Lösung als Softwarepaket für Entwickler*innen von Fitness- und Therapie-Apps bereitstellen und lizensieren. So ermöglichen wir mehr Mobilität auf allen Ebenen. Der nächste konkrete Schritt ist die Anerkennung als Digitale Pflegeanwendung, die unserer SturzApp den Einsatz in ambulanten Pflegeeinrichtungen ermöglicht.

9. Wenn es einen Hashtag gibt, der Dich am besten beschreibt: Welcher wäre das?

Ganz eindeutig: #AcceptNoLimits

Mehr Infos zu Diana und Lindera gibt es hier.